Eine Analyse von Michael Pickhardt

„Wir müssen raus aus der Angst-Unkultur!“

Der Digitalexperte Michael Pickhardt analysiert Energiewandel und Corona-Pandemie - und empfiehlt eine neue Soziale Marktwirtschaft: "New Horizon Economy"

Seit Monaten löst in Deutschland eine Horrornachricht die andere ab. Viele Menschen zweifeln und verzweifeln aufgrund von Planungsunsicherheit, Verlustängsten und echter wirtschaftlicher Not. Der digitale Wirtschaftspionier Michael Pickhardt hat die gegenwärtige, sehr komplexe Lage analysiert und zeigt Wege, um aus der realen wie gefühlten Dauerkrise herauszukommen: "Unser heutiges weltweites Wirtschaftssystem basiert auf Expansion und Gewinn maximierter Denk- und Handlungsweise. Dies hat jedoch zur Folge, dass Sicherheitsaspekte - wenn überhaupt - nur sehr kurzfristig betrachtet werden."

Michael Pickhardt hat erkannt: "Sicherheit muss bei uns schnellstmöglich den Stellenwert einnehmen, den bis jetzt noch der Profit um jeden Preis innehat. Wir sollten uns unternehmerisch von falsch verstandener Optimierung und den fatalen Abhängigkeiten des 'Just in time'-Denkens lösen. Die Vorteile der Globalisierung gilt es zu nutzen - und die Gefahren zu erkennen und zu kompensieren. Erst wenn Sicherheit - und als Bestandteil davon digitale Souveränität - ins Zentrum von gesellschaftlichem Denken und Handeln rücken, werden wir uns aus der aktuellen Misere befreien können. Wir müssen raus aus der Angst-Unkultur!" Mit seiner neuen pragmatischen Wirtschaftsphilosophie von "New Horizon Economy" entwickelt er das alte, aber nicht mehr zeitgemäße Erfolgsmodell der Sozialen Marktwirtschaft weiter. Michael Pickhardt resümiert: "Neue Horizonte ins Auge fassen und wirtschaftlich positiv neu denken!"

In der aktuellen Dauerkrise drängen sich längst existenzielle Fragen auf: Welche weiteren Belastungen kommen auf uns im Konflikt mit Russland und in der Corona-Pandemie zu? Wie können wir unsere Energieversorgung im Kampf um Rohstoffe sowie in Zeiten von Klimawandel und Materialverknappung in den Griff bekommen? Und wann und wie legen wir in Deutschland die digitale Orientierungslosigkeit ab, die unseren Fortschritt hemmt?Tatsächlich ist seit Menschengedenken der einzig stabile Faktor die permanente Veränderung. Wir leben aktuell mal wieder in einer Epoche mit merklich gravierenden Veränderungen in allen Lebensbereichen. Nur: Warum haben wir genau davor solche Angst?

Michael Pickhardt erläutert: "Von vielen Politik-Verantwortlichen, Medienschaffenden wie auch im ganz alltäglichen Gespräch hören wir von allen Seiten seit geraumer Zeit wöchentlich, täglich, stündlich, minütlich immer neue Hiobs-Botschaften - per digitaler Technik in einer Taktung und Echtzeit-Übertragung, die wir überhaupt nicht mehr verarbeiten können. Diese Botschaften haben leider allzu oft den Beigeschmack von Panik-Mache oder populistischem Herumlavieren."

Diese Form des Informations-Overkills, in welcher vermeintlich einfach verständlichen Sprache oder vorgeblich guten Absicht auch immer formuliert, birgt eine Gefahr: "Verunsicherung und Angst in der Bevölkerung radikalisieren, spalten und lösen kein einziges Problem. Und, nein, sich mit Kleber am Asphalt festzuketten, um angeblich zu rechtfertigenden Widerstand zu leisten, als öffentliche Person gar von angeblich bevorstehenden Volksaufständen zu fabulieren oder gleich achselzuckend abzustumpfen hilft hier nicht weiter. Im Gegenteil. Jeder Mensch - und gerade wenn man in Politik, Medien und Wirtschaft Verantwortung trägt - sollte sich bewusst sein, wovon man spricht und die Konsequenzen der eigenen Wortwahl wie Aktivitäten bitte im Vorfeld bedenken und nicht erst hinterher."

Es gilt nun, auch die richtigen Schlüsse aus dem Umgang mit dem Energiewandel und der Corona-Pandemie zu ziehen: "Jetzt ist es auch in der Breite transparent, dass wir in Deutschland und in Europa in keinem Bereich eine autarke Insel sind, sondern abhängig und vernetzt. Und jegliche Art von größeren Veränderungen ist nur dann demokratisch durch- und umsetzbar, wenn eine deutliche Mehrheit diese Veränderungen versteht und dahintersteht - diese trägt und mit formt. Statt Pessimismus und Apokalypse in der Dauerschleife zu pflegen, sollten wir nun unbedingt die Chance erkennen, unser aller Zukunft nachhaltig und mit Weitsicht positiv zu gestalten."

Der Erfolg beim Energiewandel

Bis auf die regenerativen Energien (Wind-, Solar- und Wasserkraft) und die Braunkohle sind wir in Deutschland heute absolut abhängig von Importen von Energieträgern, wie Michael Pickhardt die Ist-Situation zusammenfasst: "Eine Diskussion, geprägt von unreflektierten Meinungen, emotional geprägten Befindlichkeiten, Ideologien, Lobbyisten und Parteipolitik wird unser Energie-Problem niemals lösen. Stattdessen brauchen wir einen offenen, wissenschaftlich abgesicherten Prozess mit Experten sowie Brückentechnologien und zukunftsweisenden Lösungen. Hier darf es keine Tabus geben, sondern rein logisch-wissenschaftlich begründete Rationalität." Er pointiert eine aktuelle Entwicklung: "Die Nachricht, dass die USA mehr Erdgas nach Europa liefern, wird öffentlich gefeiert. Alles prima? Nein, denn wir machen uns hier erneut abhängig von Importen. Nein, denn mit aller Kraft will Europa ein "grüner Kontinent" werden und Deutschland dabei eine selbst gewählte Vorreiterrolle einnehmen - und dann entscheiden wir uns ausgerechnet für einen Brennstoff, dessen Förderung in den USA selbst schwerste ökologische Eingriffe verursacht. Stichwort "Fracking": Fracking-Gas wurde von der Bundesregierung noch vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine als in höchstem Maße umweltschädlich eingestuft; es wurde damals politisch sogar ein Importstopp gefordert."

Um sich aus der Abhängigkeit von Russlands Energielieferungen zu befreien, unternimmt die deutsche Politik jetzt ein regelrechtes Schaulaufen bei anderen Staaten, die hier als Lieferanten einspringen sollen. Doch deren demokratische Regierungen entsprechen oft nicht dem hierzulande gewünschten Idealbild, wie Michael Pickhardt anmerkt: "Über andere neue Partner, die hier öffentlich als neue Energie-Freunde ins Spiel gebracht werden, möchte ich an dieser Stelle gleich den Mantel des Schweigens breiten. Nur wir sollten dann bitte auch nicht wieder in ein paar Monaten mit einer Moralkeule kommen, um diese dann zu verteufeln - so, als habe man vorher von nichts gewusst."

Die Lösung für das von manchen angedrohte Energie-Fiasko liegt für den Digitalexperten darin, hier technologisch zu denken: "Mein dringender Appell ist, regenerative Energien massiv auszubauen und zugleich sofort auf Übergangstechnologien zu setzen. Sofort wieder einsetzbare Kernenergie-Kraftwerke zu checken und sicher ans Netz zu lassen. Um das klar zu formulieren: Dies ist keine Pro-Atom-Forderung! Sondern ein Aufruf, sich rational - und schnell - mit eigentlich auf dem Tisch liegenden Optionen wie beispielsweise auch Flüssigsalz-Reaktoren (Thorium) zu beschäftigen. Hier brauchen wir von der Politik parteiübergreifende Entscheidungen und Gestaltungswillen." Michael Pickhardt pocht dabei auf Expertise: "Deutschland und Kerneuropa sollten stolz sein auf ihre reichlich vorhandenen Fachleute und Wissenschaftler. Diese müssen federführend bei der Erstellung von Brückenkonzepten sein, die ökologisch wie ökonomisch verträglich und politisch umzusetzen sind. So dass wir hier souverän und sicher sind, um so den Energiewandel hin zu den regenerativen Technologien zu schaffen. Energetische Souveränität bedeutet dabei aber nicht nur der richtige Energieträger oder die CO2-Bilanz - sondern vor allem, dass wir im Energiebereich unsere digitalen Hausaufgaben machen. Nachdem wir alle begriffen haben, dass Energie ein rares Gut ist, ist es doch umso wichtiger, diese Energie maximal effizient zu verteilen. Nur mit der dementsprechenden digitalen Infrastruktur, die von Beginn an mitgedacht und mit erstellt werden muss, ist diese effiziente Verteilung möglich!"

Die Bewältigung des Corona-Virus und seiner Folgen

Die Pandemie geht nicht mehr weg. Wir müssen mit Corona leben. Doch wo stehen wir hier, vor einem Herbst und Winter, den die einen als neues Katastrophenszenario ausmalen, die anderen als neue Grippevariante der kalten Jahreszeit abtun. Michael Pickhardt benennt die Grundproblematik: "Wo ist hier eigentlich die längst überfällige strategische Linie? Klar im Vorfeld kommuniziert, auf unterschiedliche Szenarien abgestimmt und von einer durchgängigen fachlich-sachlichen Diskussion in der Öffentlichkeit getragen? Man kann ja z.B. über Neuseeland, Australien, ja auch China denken, wie und was man will. Diese Länder haben jedenfalls eine konsequente Strategie, an die sich ihre Bürger halten müssen. Und wir in Deutschland haben doch bitte - immer noch - alle Möglichkeiten, um endlich unsere eigene langfristige Strategie festzulegen und umzusetzen, die unseren zurecht hohen rechtsstaatlichen Prinzipien entspricht und auch allen anderen Anforderungen gerecht wird."

Stattdessen ist nach den Sommerferien wohl ein Bild zu erwarten, das wir bereits kennen. Michael Pickhardt: "Ich befürchte ein 'Hurra, wir machen so weiter wie vorher!' Doch das oft zitierte "Fahren auf Sicht" ist ein Blindflug light."

Die Lösung liegt darin, auch hier unsere Sicherheit in das Zentrum unseres Denkens und Handelns zu stellen. Michael Pickhardt stellt klar: "Kein Mensch weiß, wer bei uns überhaupt geimpft ist. Kein Mensch weiß, wie sicher man vor einer erneuten Erkrankung ist und wie schwer diese wird. Ein zentrales Impfregister gibt es nicht. Warum? Weil uns das Papier für die Karteikarten fehlt?!" Der nächste Schritt: "Es fehlt bei der weiter anstehenden Bewältigung der Pandemie immer noch enorm an digitaler Kompetenz und Infrastruktur - und damit an digitaler Souveränität. Aber diese muss bitte unseren weltweit höchsten Rechtsansprüchen des Datenschutzes entsprechen. Damit sind beispielsweise Cloud-Lösungen von internationalen Anbietern nicht diskutabel. Es braucht ein schlüssiges Generalkonzept. Stattdessen stehen wir vor einem bürokratischen Flickwerk, vor Silo-Denken und der Angst der Politik davor, von der Bevölkerung mangels Aufklärung abgestraft zu werden. Dadurch, dass die Politik seit Monaten nur reagiert und nicht agiert, ist auch so ziemlich der letzte gutwillige Maßnahmen-Umsetzer mindestens müde geworden, wenn nicht nachhaltig frustriert. Die aktuelle Situation, jetzt den Sommer durchlaufen zu lassen und "laissez faire" zu betreiben - wir werden sehen, dass wir so auch nicht weiterkommen. Also: Das können wir besser. Das müssen wir besser können - und zwar mit Hilfe von Experten, und da sollten auch endlich Digitalexperten mit an den Tisch!"

"New Horizon Economy" als Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft

Die Sichtbarkeit dieser Lösungen würde auch das dringend nötige Vertrauen in unser demokratisches System stärken, wie Michael Pickhardt betont: "Politiker sind dabei nicht diejenigen, die Konzepte und Strategien erstellen - sondern sie haben einen ganz anderen Job. Sie haben zu initiieren, dass solche Konzepte und Strategien von den besten Fachleuten, die wir ja nun wirklich in Deutschland und Kerneuropa haben, entwickelt und begleitet werden. Und dann haben Politiker die Aufgabe und Verantwortung, diese rechtssicher umzusetzen und dieses Handeln uns Bürgen zu erklären, die wir die Politiker ja als unsere Vertreter genau dafür gewählt haben."

In seiner Analyse der gegenwärtigen Schieflage und der Wege aus dieser Krise ist eine Erkenntnis fundamental: "Eine generelle staatliche Souveränität ist immer nur dann möglich, wenn ich mir diese auch leisten kann", fasst Michael Pickhardt zusammen: "Und dafür brauche ich eine schlagkräftige Soziale Marktwirtschaft, die wir gemeinsam weiterentwickeln und den Veränderungen des 21. Jahrhunderts anpassen. Wirtschaftliche Unabhängigkeit bedeutet staatliche Unabhängigkeit. Stärke. Verhandlungsmacht. Gestaltungskraft."

Diese Weiterentwicklung bedeutet für Michael Pickhardt, das Leitmotiv unseres wirtschaftlichen Denkens und Handelns zu hinterfragen - und im Sinne einer innovativen "New Horizon Economy" neu zu denken und zu handeln: "Wir sollten uns von falsch verstandenem Optimierungs-Denken und den fatalen Abhängigkeiten des 'Just in time' lösen. Frei nach dem Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt dürfen wir nicht permanent in die "Falle des Kurzzeit-Denkens" tappen, sondern müssen Strategie vor Ideologie, Lobbyismus und Parteibuchdenken stellen. Wir sollten nicht weiterhin Debatten und zögerlich erfolgende Maßnahmen mit Strategie verwechseln. Statt ausschließlich auf Expansion und Gewinne zu schielen, müssen wir jetzt und zukünftig auf Sicherheit setzen. Denn erst wenn wir Sicherheit haben, haben wir Stabilität - um das zu tun, was echte Nachhaltigkeit bedeutet: eine soziale, ökologische und wirtschaftlich leistungsgerechte Welt für uns alle und die nächsten Generationen zu schaffen und zu erhalten."